Elisabeth ein Erwachsenes Kind aus Alkoholkranker Familie
Elisabeth ein Erwachsenes Kind aus Alkoholkranker Familie
Mein Name ist Elisabeth und ich bin Erwachsenes Kind aus alkoholkranker Familie. Wie sich weiter herausstellte bin ich auch Angehörige in mehrfacher Hinsicht.
Als zehntes von elf Kindern bin ich bereits in ein Familiensystem geboren, das festen Linien folgte und ich habe die Rolle angenommen mit der ich am besten überleben konnte. Ich nahm mir ein Beispiel an meinen anderen Geschwistern, die der Krankheit meines Vaters genauso taub gegenüber waren wie ich. Wir lernten früh, uns unauffällig zu verhalten, nicht zu sprechen wenn Papa den Raum betrat und uns aus dem Staub zu machen wenn er nach Hause kam. Lange Zeit glaubte ich, dass das überall so ist und dass sich alle Väter so verhielten. Ich habe diese Situation auch nie in Frage gestellt. Meine Mutter erklärte uns welch tragische Kindheit Papa hatte und wie sehr er sich selber ablehnt, obwohl er selbst mit ihr nie darüber gesprochen hat. Damit habe ich mich begnügt.
Heute weiß ich, dass meine Mutter noch immer alles versucht um meinen Vater, ihr Leben und alle um sie herum zu kontrollieren. Dabei ist es ihr unmöglich zu sehen, wie krank sie selber bereits ist.
Ich kam zu Al-Anon über eine meiner Schwestern, die das Programm für sich gewählt hat und zusehends liebevoller und gelassener wurde. Das wollte ich auch. Ich sah, wie meine anderen Schwestern Männer heirateten, die unserem Vater so ähnlich waren und noch immer sind, als Kinder aus alkoholkranken Familien, die selbst Alkoholprobleme haben.
Letzten Sommer erlebte ich einen Streit zwischen meiner Schwester, die vier Jahre älter ist als ich, und ihrem Mann, der getrunken hatte und ihr alles Mögliche an den Kopf warf. Da war es egal, dass sie gerade die Kinder zu Bett bringen wollte oder ich, seine Schwägerin zusah. Ich glaube er hat nichts mehr wahrgenommen. Ganz verzweifelt brachte mich meine Schwester nach Hause um sich zum ersten Mal bei meiner Mutter auszuweinen, die ihr selbst überhaupt nicht helfen konnte. Sie konnte nicht einmal ihre eigenen Ängste und Erlebnisse mit ihrer Tochter teilen, weil sie das alles verdrängt und blind dafür ist.
Dieses Erlebnis war für mich verstörend und beängstigend. Ich sah meine Zukunft genau so vor Augen und wollte mit meiner Schwester am liebsten mitheulen. In Gedanken wollte ich ihr sagen, „du darfst ihn verlassen“, das konnte ich aber nicht laut sagen, denn das ist das SCHRECKLICHSTE was ich meiner Mutter antun könnte. Jahrelang hat sie geschiedene Frauen verurteilt und ihnen vorgeworfen, nicht alles in ihrer Macht stehende getan zu haben um ihre Männer zu retten.
Als ich darüber mit meiner älteren, schon länger verheirateten Schwester sprechen wollte hat sie mir gesagt, dass das bei ihr zu Beginn der Ehe genau dasselbe war, und sich die Situation verbessern wird, wenn meine Schwester sich damit abfindet und das Vertrauen ihres Mannes mit der Zeit gewinnt. Das sie hier von totaler Selbstaufgabe sprach war ihr und mir zu dem Zeitpunkt nicht bewusst. Ich wusste nur, dass ich das nicht möchte.
So fand ich den Weg zu Al-Anon. Ich bin noch nicht lange im Programm aber ich habe gelernt was respektvoller Umgang miteinander bedeutet, was es heißt einander und sich selbst so zu akzeptieren wie man ist, dass der liebevolle Umgang mit mir selber zu einem liebevollen Umgang mit anderen führt und vor allem, dass ich lernen kann eine gesunde Beziehung zu führen und mich nicht vor allem und jedem verschließen muss.
Ich darf Wünsche, Träume und Hoffnungen haben, ich darf Gefühle haben, eine eigene Meinung, ich muss nicht jedem immer alles Recht machen, ich darf herausfinden was mir Recht ist und mich selber kennen lernen.
Ich darf NEIN sagen. Ich darf NEIN sagen, das habe ich zu Hause nicht gelernt, wie so vieles, das ich noch lernen möchte.
Ich bin so unglaublich dankbar, das ich in Meetings gehen und mich aussprechen kann, dass dort liebevolle Menschen sich freuen mich zu sehen und mit mir teilen, was sie beschäftigt, dass ich hier lernen kann ich selbst zu sein.
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