Melanie Erwachsenes Kind einer alkoholkranken Familie

Melanie Erwachsenes Kind einer alkoholkranken Familie

 

Melanie Erwachsenes Kind einer alkoholkranken Familie, ich bin in einer nach außen hin leistungsorientierten und angepassten Familie aufgewachsen. Mein Vater war Spiegeltrinker, Alkohol gehörte zu seinem Leben wie seine Arbeit. Meine Mutter stammt aus einer Familie in der Arbeit und eine märtyrerhafte Lebenseinstellung einen hohen Wert darstellten. Auftretende Probleme wurden nicht gelöst. Es wurde ein/e Schuldige/r gesucht, diese Person wurde dann beschämt und mit Liebesentzug bestraft.

 

Diese Verhaltensweisen meiner Eltern und älteren Geschwister machten mir Angst und gleichzeitig hatte ich selbst auch keine Alternative. Wenn ich mich an Erlebnisse meiner Kindheit erinnere, gibt es auch schöne Erlebnisse in der Natur und im Beobachten der Menschen. Ein anderer Teil von mir war sehr verunsichert und ängstlich und oft wünschte ich mir nach sehr beschämenden Situationen einfach im Boden zu versinken.

 

Meinen Vater würde ich als Gefühlsmenschen beschreiben, er war emotional aber nicht zugänglich, er war „verschlossen“. Seine Stimmung war oft zwischen lustig und gereizt und für mich sehr unberechenbar. Ich versuchte immer wieder mit ihm in Kontakt zu kommen, egal was ich auch tat und nicht tat, sein Verhalten blieb für mich unberechenbar und nicht zu fassen.

 

Das beschäftigte mich in meinem Aufwachsen, weil ich glaubte, wenn ich anders wäre oder vielleicht nicht wäre, dann wäre er offen und da und die ganze Anspannung aufgelöst.

 

Die Gefühlszustände waren heftig und mündeten oft in Auseinandersetzungen und Abwertungen zwischen meinen Eltern. Es herrschte ständig eine Atmosphäre der Unberechenbarkeit, der Manipulation, der Missgunst. Ich spürte oft ein Unbehagen für das ich keine Worte finden konnte.

 

Heute bin ich vierzig und schon einige Jahre bei Al-Anon. Ich gehe regelmäßig in Meetings und habe hier meine positive Familie gefunden. Es sind Beziehungen entstanden die von Achtung und Wertschätzung geprägt sind.

 

Ich schätze die Struktur der Meetings: es wird nichts kommentiert, jeder arbeitet an seiner eigenen Genesung und unterstützt indem er bei sich selbst bleibt. Das wertschätzende Zuhören und das ehrliche Teilen ist ein völlig anderes Konzept wie Menschen gemeinsam lernen und wachsen, als ich es in meiner Familie erfahren habe.

 

Diese Form der Kommunikation gestaltet die Beziehungen mit meinen Kindern sehr ehrlich und fest. Dies ist die Grundlage einer starken und bedeutungsvollen Beziehung, geprägt von liebevoller und wertschätzender Atmosphäre, die ich als Mutter meinen Kindern mitgeben kann.

 

Dafür bin ich Al-Anon sehr dankbar. Das ist das wunderbarste Geschenk, das ich erhalten habe - dass ich den Kreislauf der Abwertung, Beschämung und Abhängigkeit nicht in die nächste Generation weitergeben brauche.

 

Ich habe gelernt, dass ich die Beziehung zu meinen Partner, als Herausforderung zum Wachsen sehen kann. Es fällt mir leichter, für meine nicht so angenehmen Gefühle die Verantwortung zu übernehmen, die Gefühle zuzulassen und auch wieder loszulassen. Besonders das Gefühl der Ablehnung, welches ich in meinem Aufwachsen versucht habe zur Seite zu schieben um zu überleben, zeigt mir in der Beziehung zu mir immer wieder, dass ich mich selbst nicht verlassen darf, dass ich heute liebevoll und wohlwollend mit mir umgehen kann.

 

Der regelmäßige Besuch der Meetings, die Telefonate mit Al-Anon Freundinnen und das Lesen in der Literatur gibt mir die Kraft und Motivation diesen Weg zu gehen. Ich fühle mich dadurch sehr eingebettet in einem Netz von Menschen die auf dem gleichen Weg sind und die da sind wenn ich meine Hand nach Hilfe ausstrecke und mir meine Erfahrungen machen lassen.

 

Als weiteren Aspekt möchte ich noch das Leben im „Hier und Jetzt“ ansprechen. Aus dieser Einstellung entwickelte ich eine optimistische, zuversichtliche Zukunftsperspektive die mir eine Freiheit gibt, die mich gelassen macht.

 

Es gibt nur den Augenblick der mir jetzt zur Verfügung steht und den kann ich jetzt für mich gestalten, ungeachtet dessen was vorher war und was in Zukunft sein wird. Das macht mich glücklich

 

DANKE